„Mein Chef der Hund“ – ein Buch für alle, die mehr Auslauf brauchen

Neulich in der Dellbrücker Heide.
Morgenspaziergang.
In 100 Meter Entfernung sehe ich einen Hund – der Hund sieht mich.

Er rennt los. Direkt in meine Richtung.
Ich: 1,95 Meter groß und schlank.  Der Köter nimmt Tempo auf und wird schneller.
„Ach du Scheisse“.  Er verwechselt mich  mit einem Stöckchen! 
Zu spät. Er schnappt nach mir, rennt mich um. Rumms.
Ich, auf dem Boden, mitten im Dreck.
„Was soll der Mist !?“, raunze ich ihn an. 
“Ich will doch nur spielen” antwortet er.

Auch in Christian Kortmanns wunderbarer Fabel „Mein Chef der Hund“ gibt es einen Hund, der spricht und damit liegt der Autor voll im Trend, denn der geht  laut einem Bericht der FAZ  bei Hunden  ganz klar zur Vermenschlichung.

Doch Kortmanns Hund  ist kein gewöhnlicher  Mensch Hund, der friedliche Spaziergänger in der Dellbrücker Heide umrennt. Nein, er ist Chef – und was für einer!

Ein Boss mit menschlicheren Qualitäten als all die Bosse deren Bellen der deutsche Durchschnittsangestellte in seinem Arbeitsgehege tagtäglich so erdulden muss.

Hier bei Papenburger ist jetzt ein Hund Chef. Quereinsteiger. Die haben ewig lang gesucht, und sein Profil hat wohl am Besten gepasst. Er trägt keine Schuhe, aber Manschettenknöpfe. Bei den Meetings liegt er auf dem Rücken und streckt alle viere von sich. Er weiß, wie man motiviert, wir fühlen uns mit ihm pudelwohl – und als die Umsätze einbrechen, zeigt sich, was mein Chef der Hund so alles draufhat.

 

 

 Auf 70 kurzweiligen Seiten erfährt man in Wort und Bild mit wunderbaren Zeichnungen von Andreas Jeutter, dass Hunde nicht nur die besseren Menschen, sondern auch die besseren Chefs mit den zeitgemäßeren Erfolgsprinzipien sind:

 

1. Wähle bei Meetings den besten Platz: unter dem Tisch.

2. Begrüße deine Mitarbeiter zu Wochenbeginn besonders herzlich: Montagmorgens braucht jeder ein bisschen Liebe.

3. Serviere E-Mails nur zweimal täglich: vormittags als kleinen und nachmittags als großen Napf.

4. In Gehaltsgesprächen sollst du zuhören, mit dem Schwanz wedeln und eine Belohnung verteilen.

5. Geh an jedem Arbeitstag dreimal an die frische Luft.

6. Habe Respekt, aber niemals Angst vor dem Dax.

7. Verschließe ruhig die Augen, aber halte die Ohren immer offen.

8. Mäßige dein Tempo: Chefjahre zählen mehr als Hundejahre.

9. Wenn jemand ein Stöckchen wirft: Apportiere es immer oder nie.

10. Stärke die Meute in der Krise.

 

So verkörpert “Mein Chef der Hund“ die Sehnsucht nach menschlicher, zeitgemäßer Führung , die Mitarbeitern Spielräume lässt, damit sie von Befehlsempfängern und Ausführenden zu Spielgestaltern werden, die Freiräume nutzen, von sich aus am Ball bleiben und  den Laden am Laufen halten.

Da ist es nicht weit zur Welt des  Fußballs, einem Lauf- und Mannschaftssport, in dem es auch um  freie  Räume und die Frage nach zeitgemäßer Ball-  und Mitarbeiterbehandlung geht.

Zum Amtsantritt von Pep Guardiola bei Bayern München verglich der Sportjournalist Christian Eichler seinen Führungsstil mit dem von Cheftrainern der älteren Garde:

„Guardiola ist ein Trainer der neuen Schule. Es ist nicht mehr die Welt eines Ernst Happel oder seines Zöglings Felix Magath, nicht mehr die Zeit der Motivation durch Verunsicherung und knappste Kommunikaton. Guardiola steht für die flachen Hierarchien und die romantische Sachlichkeit eines Fußballs für das 21. Jahrhundert. Ein sozialverträglicher Anführer, ein demütiger Diener des Fußballs. Einer der des schönen Spieles größter Fan ist und dessen größte Fans die eigenen Spieler sind.“

 Wer weiß, vielleicht hat Guardiola früher Kortmanns Hund trainiert?

 

 


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